Reviews A-Z
Home 
Über uns 
Reviews A-Z 
Konzerte 
Fotos 
Archiv 
Videos 
B-Board 
Umfragen 
Links 
Kontakt 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Künstler: Stuck mojo

Album: Southern born killers

Erscheinungsjahr: 2006

Anspieltipp: Metal is dead

Autor: Tobias

Rich Ward, seines Zeichens Songwriter, Vocalist und Gittarist solch illusterer Bands wie Fozzy, Sick speed und nicht zuletzt Stuck mojo, befindet sich im Krieg gegen die Plattenfirmen. In einem offenen Brief an alle Musikinteressierte und Fans des Amerikaners gibt der selbsternannte „Duke“ des Heavy Metals derzeit einen mehr als theatralischen Einblick in seine nunmehr bereits zwölfjährige Schaffensphase mit ebenso vielen Veröffentlichungen, der zwar bisweilen vor Pathos trieft, aber mitunter vielen unterbezahlten Musikkapellen aus der Seele sprechen wird. Obwohl der Duke sich nämlich sprichwörtlich für seine Musik den Allerwertesten aufreißt und mitunter mit durchaus ansehnlichen Verkaufszahlen und einem erheblichen Bekanntheitsstatus aufwarteten kann, fühlt sich der Künstler vor allem in finanzieller Hinsicht nicht angemessen für seine Arbeit entlohnt. Als Untermauerung seiner These liefert der US-Boy in besagtem Brief eine nicht enden wollende Liste mit Plattenfirmen aus aller Welt, die ihm mitunter beträchtliche Geldsummen schulden, und beklagt ferner, dass von dem Verkauf jedes seiner Alben lediglich ein Bruchteil in die Geldbörse des Künstlers wandert. Der Duke jedenfalls ist nunmehr nach eigener Aussage „fertig damit, dass andere Leute aus meiner Musik Geld machen“. Als Konsequenz wird sein neuster Output unter dem Banner der Crossover Kapelle Stuck mojo nicht mehr über ein Label vertrieben, sondern stattdessen auf www.stuckmojomedia.com zum kostenlosen Download mit der Bitte um eine kleine Spende angeboten. Ferner wird auf selbiger Homepage allen Zahlungswilligen die Möglichkeit eingeräumt eines von zunächst 1000 Exemplaren des vollständig eigenfinanzierten Werkes käuflich zu erwerben, das bei Erhalt mit einem 16seitigen Booklet und einer Bonus-DVD zu glänzen weiß und produktionstechnisch keineswegs die finanziellen und soundtechnischen Möglichkeiten eines Massenvertriebs missen lässt.

Doch wäre das Theater um den Vertrieb nicht schon aufreibend genug für die Entstehungsgeschichte dieses Longplayers, so darf der werte Leser nicht vergessen, dass es sich bei dem hier betrachteten Silberling um das lang erwartete Comebackalbum Stuck mojos handelt, das in seiner Entwicklung mit weit mehr als nur finanziellen Problemen behaftet war. Nicht zuletzt kommt es auf „Southern born killers“ nämlich nicht zu der ursprünglich geplanten und groß angekündigten Reunion des Dukes mit Stuck mojo-Gründungsmitglied und Ex-Chef Rapper Bonz. Obwohl der Duke diesem im Vorfeld der Entstehung einige musikalische Zugeständnisse dartat und das Verhältnis der beiden extravaganten Künstler sich zu bessern schien, wurde Bonz mitten im Aufnahmeprozess zum neuen Album abermals aus der Band gekickt und durch den bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannten Lord Nelson ersetzt, der sämtliche Gesangsspuren Bonz’ neu einsingen musste, und nicht zuletzt dadurch einen mehr als skeptischen Eindruck beim Hörer ob der Brauchbarkeit des Liedguts hinterlässt.

Doch die insgesamt acht Songs nebst zwei Zwischendrintros zeigen eindrucksvoll auf, warum die Skepsis des Konsumenten mehr als unbegründet anmutet, knüpft das gesamte Album doch da an, wo man auf dem letzten Stuck mojo Release „Declaration of a headhunter“ anno 2000 aufgehört hat. Rich Ward und seine Mannschaft präsentieren während der insgesamt 47 Minuten Spielzeit abermals eingängige, abwechslungsreiche und vor allem ulrtamelodische Kompositionen, die in den Lyrics zwar häufig politisch fragwürdig daherkommen, aber grundsätzlich von sensationeller Qualität sind und das Beiwort Crossover abermals in beeindruckender Manier bis ins Extrem ausloten. Während der Opener „I’m american“ mit seinem dominanten, clean gesungenen Refrain beispielsweise genauso gut auch auf besagtem 2000er Output hätte stehen können, zeigt der nachfolgende Titeldruck Stuck mojo eher von einer längst tot geglaubten funkigen Seite, in der sich Neuzugang Lord Nelson erstmals alleinig für die in diesem Falle freilich vollständig gerappten Lyrics verantwortlich zeigt, ohne seine wahren Qualitäten ob des Spaßfaktors des Songs offenbaren zu können. Ungleich ernster ist der dritte Track des Albums ausgefallen, dass mit einem absolut gelungenen Intro und dem wohl eingängigstem Refrain der gesamten Platte aufwartet und abermals die Unfähigkeit Ward’s aufzeigt, schlechte Songs schreiben zu können. Voller Ironie kommt der anschließende Track „Metal is dead“ daher, der als das riffgewaltigste Stück des Albums eindrucksvoll und mit einem Augenzwinkern aufzeigt, dass die im Titel des Tracks aufgestellte These wohl eindeutig als falsch zu qualifizieren ist. Nach diesem granatenstarken Nackenbrecher bildet das nachfolgende fast 5minütige Zwischenstück „For the cause of allah“ eine nötige Verschnaufpause, die den Hörer gleichwohl zumindest lyrisch absolut fordert, auch wenn die dargebotene politische Meinung wohl gerade in good old Germany nicht unbedingt massentauglich anmutet. Zur patriotischen Band aus Atlanta, Georgia passt eine solche Message jedoch zweifelsohne. Wenig diplomatisch gibt sich auch das anschließende mittig platzierte „Open season“, das als erste Single des Albums herhält und mit einem höchst prekären Video versehen wurde. Musikalisch gesehen ist „Open season“ jedenfalls unerbittlich gut, wenngleich sich der Hörer zunächst ob des fehlenden cleanen Gesangs und der fernöstlichen Instrumente ein wenig an diesen Song gewöhnen muss. Nach einem neuerlichen Zwischenstück findet der Famulus mit „That’s when i burn“ einen stilistisch dem vorgenannten „Metal is dead“ nachempfundenen Gassenhauer, der wieder vermehrt auf Melodie als auf Riffgewalt setzt und zudem mit einem zuckersüßen Refrain ausgestattet wurde. Das vorletzte Stück der Platte „Yoko“ zeigt die Amis dann wieder von einer bisher unbekannten Seite, zumal die Gitarrenanteile erheblich reduziert und eher auf eine gediegene Atmosphäre mit technischen Spielereien gesetzt wird. Textlich dient hier die japanisch-amerikanische Künstlerin Yoko Ono als Personifikation der modernen femme fatale. Nach diesem absolut gelungenen musikalischen Ausflug, erinnern sich Stuck mojo im abschließenden „Home“ an ihre ureigenen Stärken und liefern den vielleicht besten Titel des Longplayers ab, der in seinen ruhigen, von Wards außergewöhnlicher Stimme getragenen, Passagen latent an dessen „My kung fu is good“-Soloalbum erinnert und abseits dieser mit einem wirklich gelungenem Spannungsbogen aufwartet.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass sich das sechseinhalbjahrelange Hoffen und Bangen um einen neuerlichen Stuck mojo-Output vollends gelohnt hat. Auch wenn, oder gerade weil, man sich auf dem hier betrachteten Silberling nicht selbst kopiert, ist der Mannschaft abermals ein Album gelungen, das während der kompletten Spielzeit trotz seiner doch höchst merkwürdigen Entstehungsgeschichte einen fast makellos homogenen Eindruck hinterlässt und den unkonventionellen Erwerbsvorgang  mehr als rechtfertigt.

 

[Home][Über uns][Reviews A-Z][Konzerte][Fotos][Archiv][Videos][B-Board][Umfragen][Links][Kontakt]

Copyright (c) 2004. Alle Rechte vorbehalten.

tobias.dohle@reviewlution.de